Buß- und Bettag

Das Wort für die Woche
vom 17. – 23. November 2025
Ev. Gesamtkirchengemeinde Bietigheim

Wir sind in der Woche mit dem Buß- und Bettag, der langsam, aber sicher verblasst. Seit 1995 ist er nicht mehr gesetzlicher Feiertag, davor war er es von 1934 an einheitlich in ganz Deutschland, immer am Mittwoch vor dem Totensonntag. Während des 2. Weltkriegs wurde er auf einen Sonntag gelegt, nach Kriegsende unterschiedlich wieder eingeführt und in der DDR auch wieder abgeschafft. 1990 gab es dann nicht nur zum ersten Mal den Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober, sondern auch sieben Wochen später wieder im ganzen Bundesgebiet den Buß- und Bettag, der dann bald danach erneut abgeschafft wurde – außer in Sachsen.

Wer hierzulande heute 30 Jahre alt ist, hat den Buß- und Bettag nicht mehr als gesetzlichen Feiertag kennengelernt. In evangelisch geprägten Regionen bemühen sich die Kirchen und Kirchengemeinden, ihn als rein kirchlichen Feiertag zu begehen, i.d.R. mit Abendgottesdiensten, um ihn auf diese Weise nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen und seine Bedeutung zu erhalten. Aber eigentlich waren die Bußtage staatlich angeordnet, um die Bevölkerung in Notzeiten zum Gebet und zur Einkehr und Umkehr aufzurufen.

Es ist ein Gedanke, der mich durchaus beschäftigt, dass man Krisenzeiten für das Land nicht durch die Abschaffung von Feiertagen überstehen wollte, sondern bewusst durch die Ansetzung von Feiertagen, – nicht durch Aufforderung, die Ärmel hochzukrempeln und die Konjunktur zu beleben, sondern durch Aufforderung, die Arbeit für einen Tag der Umkehr und des Gebets ruhen zu lassen. Wäre das nicht ein Impuls in Zeiten der fortdauernden Empörung und der allgemeinen Verdrossenheit, einmal innezuhalten? – Ich empfehle auf alle Fälle einen Bußgang, einen einsamen Spaziergang, eine Art Pilger-Etappe mit Station in einer geöffneten Kirche oder unter freiem Himmel: Zeit für ein Gebet, ein Nachsinnen, Gedanken der Dankbarkeit, des Mitgefühls, der Barmherzigkeit und der Güte. Und sollte man dann bemerken, dass das kein sinnloses Tun war, sondern gut getan hat, dann muss man auch nicht bis zum Buß- und Bettag im nächsten Jahr warten, um diesen Gang zu wiederholen. Das Gedenken der letzten Woche an den 13. November 2015, den Tag der Anschläge in Paris, hat wieder gezeigt, dass das Bedürfnis innezuhalten Raum braucht, auch in einer modernen Gesellschaft unserer Tage.

Veröffentlicht von

TPlieninger

Pfarrer, ev., im Ruhestand