Das Wort für die Woche vom 26. August – 1. September 2024
Nur einen Tag waren wir an der Küste, Nordseeluft atmen. Das Wetter war wunderbar! Als wir am späteren Vormittag das Meer sahen, war es weit weg: Ebbe. Nordseeluft gibt es auch bei Ebbe.Einige sind im Watt gewandert, andere haben Drachen steigen lassen, die Möwen haben die Menschen beobachtet und die Menschen die Möwen. Alles entspannt, keine Hektik. Ebbe ist schön. Nachmittags kam das Wasser zurück. Die ersten gingen dem Wasser entgegen. Man hat Zeit genug.
Das ist es, was ich an den Nordseetagen liebe: dass man Zeit genug hat. Auch wenn es nur ein paar Stunden sind: alles fühlt sich leicht an. Ebbe und Flut, ein ewiger Rhythmus. Flut bringt Erfrischung. Aber sie kann auch bedrohlich sein, kann zur Sturmflut werden. Ebbe ist zahm und voller Geheimnisse, aber sie muss der Flut weichen, wenn es Zeit ist.
Ist es nicht eigenartig, dass der Gezeitenrhythmus sein eigenes Gesetz hat, nicht den Wechsel von Tag und Nacht, sondern versetzt. Zweimal am Tag kommt die Flut, zweimal fließt das Wasser wieder ab. Man kann es nicht beschleunigen und nicht verlangsamen, man kann es sich nicht passend machen. Wie schön! Etwas, was sich der Menschenmacht entzieht und uns Menschen gerade dadurch gut tut und uns beglückt. Es ist, als würden Land und Meer einatmen und ausatmen, sich gegenseitig Raum geben, miteinander spielen, Tag und Nacht, jahrein, jahraus. Gut gemacht, Gott, schön geworden! möchte ich sagen.
Ich wünsche Ihnen eine gute Woche in einem guten Rhythmus, Freude am Leben!