Brot

Das Wort für die Woche vom 15.-21. Juli 2024
Foto: TPlieninger, Wadi Rum, Jordanien

Viel Steine gab’s und wenig Brot heißt es in Uhlands berühmten Gedicht vom wackren Schwaben.In der Tat, so berichtet es auch die biblische Geschichte von der 40jährigen Wanderschaft der Israeliten durch die Wüste in ein fernes gelobtes Land…Sie sahen nichts davon, hatten Hunger und rebellierten gegen Mose, ihren Anführer. Was nützt die ganze Freiheit, wenn kein Brot da ist und der Hungertod droht? Was dann erzählt wird, ist die Geschichte vom Manna und den Wachteln (2. Mose 16). Gott lässt sein Volk, das er in die Freiheit geführt hat, nicht verhungern.

Freilich, nicht immer geht die Geschichte mit einem Wunder weiter. Millionen Menschen sind in unseren Tagen weltweit auf der Flucht, viele treibt der Hunger, vielen droht das Verderben. Das UNHCR, Hilfswerk der Vereinten Nationen, kämpft dagegen an, bittet um Spenden. Brot für die Welt, Misereor und wie die Hilfswerke alle heißen – die Not scheint schneller zu wachsen als ausreichende Hilfe.

Die Bibel kennt viele Geschichten rund ums Brot, darunter die Geschichten, in denen das wenige, was da ist, unter vielen geteilt wird: 5 Brote und 2 Fische, 5000 werden satt. Jesus lehrt uns bitten Unser tägliches Brot gib uns heute… und im gemeinsamen Essen schenkt er sich selbst: nehmt und esst, das ist mein Leib.

Freilich, nicht jedes Stück Brot, das wir essen, muss eine Meditation sein. Nicht jedes Mal müssen wir bewusst unserer Dankbarkeit Ausdruck geben. Das kann sonst auch zwanghaft werden. Aber von Zeit zu Zeit tut es uns gut, das selbstverständlich Gewordene nicht selbstverständlich zu nehmen. Brot wegzuwerfen oder verderben zu lassen, galt meiner Großmutter noch als Sünde. Ein Stück Brot genießen, es kann fast ein Gebet sein.

Unsere Generation hierzulande kennt den Hunger nur noch vom Erzählen und macht sich mehr Gedanken, was gutes, gesundes Essen ist, woher es kommt, unter welchen Bedingungen es produziert wurde, derweil es die kleinen Bäckereien längst nicht mehr gibt, in denen das Brot für eine Nachbarschaft gebacken wurde, Schwarzbrot, Weißbrot, Brezeln und Hefezopf.

Wer aber weiß, welche Wege wir in unserer Zeit noch geführt werden, welche Durststrecken noch auf uns warten, welcher Hunger uns noch zu schaffen machen wird und welcher Wunder wir noch bedürfen. Brot ist immer ein Geschenk, auch wenn man dafür arbeitet und es sich verdient.

Veröffentlicht von

TPlieninger

Pfarrer, ev., im Ruhestand