Ein Impuls von
Damit Flüchtlingskinder
in Syrien nicht vergessen werden.
Liebe Leserin,
lieber Leser meines Blogs,
mit unserem Verein Fokus Nahost e.V. – Netzwerk für Frieden und Vielfalt unterstützen wir basisnahe Projekte, die der Bedrohung der einmaligen ethnischen, kulturellen und religiösen Vielfalt im Nahen Osten entgegenwirken. Stifte der Zuversicht verteilen wir in Solidarität mit einer Initiative, die sich seit vier Jahren um Kinder in Flüchtlingslagern im Süden Syriens kümmert. Die Stifte stehen symbolisch für Schule, Lernen, Zukunftsperspektive, Hoffnung für Kinder und ihre Familien.
Mit dabei sein kann man mit einer Spende: jeder noch so kleine Betrag hilft. Das Spendenkonto findest Du im Flyer, die Stifte gibt es bei uns Fokus-Nahost-Leuten, also z.B. auch bei mir.
Wir würden uns freuen, wenn Du mitmachst!
„Auf, lasst uns spielen, lasst uns lernen“ hat die Deutsche Gabriele Conrad-Hamzé das Projekt für syrische Flüchtlingskinder genannt, das sie 2016 mit ihrem Mann Chafiq Hamzé begonnen hat. Engagierte Lehrerinnen und Ehrenamtliche kümmern sich um die Kinder. Die Flüchtlingslager liegen im Süden Syriens bei Soueida, einer drusisch-christlichen Gegend. Hierher sind viele Familien aus dem Norden geflüchtet. Momentan sieht es nicht so aus, als könnten sie in absehbarer Zeit wieder zurückkehren. Viele Häuser wurden zerstört.
Über Flüchtlinge innerhalb Syriens hören wir in Deutschland wenig. Es gibt zwar Zahlen, aber wenige Berichte. Die Menschen, die ab 2016 in die Gegend von Soueida geflüchtet sind, gehören zu einer bäuerlichen, seit jeher unterprivilegierten Schicht im Norden Syriens. Sie hatten schon davor unter jahrelang ausbleibenden Regenfällen gelitten. Dann kamen der Bürgerkrieg und die Gräueltaten des Islamischen Staats (IS) dazu. Die Flüchtlinge, die aus Hassake und Qamishli im Norden stammen, sind Aramäer, Kurden, Araber und Armenier. Unter ihnen sind auch Christen. Aus Deir-ez Zor sind sunnitische Muslime in den Süden geflüchtet.
Die Morgengymnastik gehört genauso zu den Ritualen der Schule wie das gemeinsame Essen, das für die zum Teil unterernährten Kinder sehr wichtig ist.
Das Hochplateau von Soueida liegt auf ca. 1000m Höhe. Im Winter ist es hier bitter kalt und die Zelte geben nur wenig Schutz. Im Sommer wird es sehr heiß.
Auch wenn der Platz beengt ist – die Kinder lernen begierig. In der Schule wird im Winter etwas geheizt und die Kinder können sich hier auch waschen.
Angesichts der katastrophalen Unterbringungs- und Bildungssituation der Kinder geht es vor allem darum, die Kinder aus den Zeltlagern bei Soueida durch spielerisches Lernen auf eine Einschulung vorzubereiten und den Kindern, die teilweise traumatisiert und verstört sind, eine breit gefächerte soziale Betreuung zu geben.
In dem Zentrum werden ca. 100 Kinder erreicht, die an drei Tagen in der Woche fünf Stunden unterrichtet werden – in einem weiteren Raum gestaltet eine Erzieherin ein Programm für Kindergartenkinder. Weit mehr Kinder sind eingeschrieben, ein Drittel muss aber mit den Eltern in den Gemüsefeldern der Umgebung arbeiten. Den Unterricht und die soziale Betreuung nehmen fünf kompetente, liebevolle Lehrerinnen wahr. Zusätzlich kommen regelmäßig zwei ehrenamtliche Erzieherinnen, die eine spezielle Ausbildung für kriegsgeschädigte Kinder haben.
Vor vielen Jahren errichtete Chafiq Hamzé aus eigenen Mitteln ein Umweltzentrum, dessen Gebäude heute für die Flüchtlinge genutzt werden. Er arbeitet in der Organisation des Projekts tatkräftig mit.
Mit Begeisterung und Ungeduld erwarten die Kinder ein jede Woche aufgeführtes Puppenspiel, das eine ausgebildete Kraft pädagogisch fundiert vorbereitet. Die Kinder erhalten jeden Tag eine gesunde Mahlzeit. Sie werden auch mit Kleidung und – wenn nötig – mit Medikamenten versorgt.
Während des Corona-Lockdowns im Sommer 2020 haben die Ehrenamtlichen mit Gabriele Hamzé Aufgaben zusammengestellt, die ins Camp gebracht wurden und unter Beaufsichtigung eines engagierten Studenten aus dem Dorf bearbeitet und zurückgebracht wurden. Ferner haben sie Lebensmittel-Care-Pakete im Camp verteilen lassen. Mittlerweile sind die Schulen wieder geöffnet und die Arbeit läuft wie vor dem Lockdown.
Die Märkte sind gut versorgt, aber die Lebensmittelpreise sind in den letzten Monaten explodiert und treiben schon die Normalbürger in den Ruin. Es gibt wenig Strom und das Benzin wird in Literflaschen gekauft. Viele Flüchtlingskinder zeigen Anzeichen von Unterernährung.
Die ansässigen Hilfsorganisationen kommen meist nur vorbei, um Statistiken zu erheben. Gabriele Conrad-Hamzé schreibt, dass die Hilfsgüter des UNHCR und Lebensmittelhilfen vom Roten Halbmond im Suq verkauft werden. Diese müssen sie dann zur kalten Jahreszeit für die Ärmsten im Camp wieder teuer zurückkaufen.
Zu der Angst vor Corona und Hunger kommt die Angst vor Angriffen. So schlugen Anfang Oktober einige Raketen im Nachbardorf ein – acht junge Menschen starben. Die Menschen in den Flüchtlingslagern und in den Dörfern sind von einem normalen, friedlichen Leben noch weit entfernt.
(c) Text und Bilder: Fokus Nahost
Weiterführende Informationen: Interview mit Gabriele Hamzé-Conrad im EKD-Portal: „Das Syrien, das wir einmal kannten, ist verloren gegangen.“ Vgl. auch das 2018 im Autumnus-Verlag erschienene Taschenbuch: