Liebe Leserin, lieber Leser,
mit dieser Ausgabe der Markgröninger Nachrichten verabschiede ich mich auch von Ihnen als treue oder gelegentliche Leserinnen und Leser dieser Spalte. Einer, der mir immer wieder etwas zu sagen hatte, ist und war der Philosoph und Mystiker Meister Eckhardt, einer der großen Denker des Mittelalters. Seine Lebensdaten (1260-1328) fallen genau mit der Bauzeit unserer Bartholomäuskirche zusammen. Sein großes Thema war Gelassenheit. Einen seiner Sätze habe ich mir so in den Kalender geschrieben, dass ich von Zeit zu Zeit daran erinnert werde:
Darum fange bei dir selbst an und lass dich.
Je mehr die Menschen nach außen gehen, umso weniger finden sie Frieden. Sie gehen wie jemand, der den Weg nicht findet. Je weiter er geht, umso mehr verirrt er sich. Was soll er also tun? Er soll sich selbst erst einmal lassen, dann hat er alles gelassen.
Die Worte haben in 750 Jahren nichts von Ihrer Bedeutung verloren. Im Gegenteil, sie scheinen so zutreffend wie nie zuvor. – „Je mehr die Menschen nach außen gehen, umso weniger finden sie Frieden.“
Es kommt mir vor, als wäre unserer Epoche die Mitte abhandengekommen und es gähnte im Innern eine große Leere, die sich schwer füllen lässt. Der Rat des Meisters: Gelassenheit. Er rät bei sich selbst anzufangen und sich zu lassen. Merkwürdig, denke ich, dass ein erfülltes Leben mit Gelassenheit zusammenhängt, damit, lassen zu können und sich lassen zu können, auch loslassen zu können. Es ist eine Übung, kein Besitz, das Lassen und Loslassen. Wir müssen es immer wieder von neuem lernen zur Gelassenheit zu kommen. Am ehesten kommen wir zur Gelassenheit durch Gebet. Gebet und Schwimmen sind sich darin ähnlich, dass man den festen Boden unter den Füßen verlassen muss, sich nicht festhalten darf und nur durch Loslassen vorwärtskommt. Wer schwimmt, hat das Ufer vor Augen, die/der Betende Gott.
Ihr Pfarrer Traugott Plieninger
[Amtsblatt Markgröninger Nachrichten 07.07.2017 | Evangelische Kirchengemeinde Markgröningen]